Im Rahmen des Projekts „Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz“, in dem die GMK seit 2023 einer von fünf Trägern ist, haben GMK und JFF – Institut für Medienpädagogik in den letzten Monaten eine Bedarfserhebung unter pädagogischen Fachkräften zum Themenkomplex Hass im Netz durchgeführt. Auf Basis der Ergebnisse sollen zukünftig unter anderem Vermittlungsleistungen entwickelt werden, die die Verbreitung und den Einsatz von medienpädagogischen Materialien und Konzepten gegen Hass im Netz fachlich unterstützen können. Am 20.12.23 präsentierten Lena Schmidt (JFF | Büro Berlin | Abteilung Forschung) und Carolin Rössler (GMK | Büro Berlin | Projekt: Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz) im Rahmen einer Online-Veranstaltung die Ergebnisse. Im Rahmen von kurzen Statements mit anschließender Diskussion brachten Rüdiger Fries (Landeszentrale für politische Bildung Saarland und GMK-Vorstandmitglied), Isgard Walla (Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg) sowie Niels Brüggen (JFF Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis) als Expert:innen der pädagogischen Forschung, Netzwerkarbeit und politischen Bildung ihre Betrachtungsperspektiven und weiterführenden Ideen zu zentralen Aspekten zur Bedarfserhebung ein.
Im Rahmen der Ergebnispräsentation gaben Carolin Rössler und Lena Schmidt einen Überblick über die Erkenntnisse zu den Unterstützungsbedarfen pädagogischer Arbeit gegen Hass im Netz.
In einer anschließenden Diskussion mit eingeladenen Expert*innen und den Teilnehmenden der Online-Veranstaltung wurden folgenden Punkte diskutiert und Folgefragen in den Raum gestellt. Ein Einblick:
- Wie kann der medienpädagogische Zugang zum Thema geschärft werden?
- Was folgt aus den Ergebnissen für die gesellschaftliche und politische Ebene?
- Thema Vermeidung: Warum wird die Thematisierung von Hass im Netz durch Fachkräfte vermieden? Ängste, Hilflosigkeit, Ohnmacht? Wie kann man hier unterstützen?
- Widersprüchliche Bedarfe: Fachkräfte möchten Ansprechpartner:innen für Kinder und Jugendliche zu Hass im Netz sein, können aber oft nicht viel Zeit investieren, um sich intensiver mit dem Themenkomplex zu beschäftigen, sondern möchten schnell einsetzbare Methoden. Hier muss klar gemacht werden, dass eine Auseinandersetzung mit dem Themenfeld die Voraussetzung für Beziehungsarbeit ist.
- Welche Kompetenzen brauchen Fachkräfte? Welche sollen vermittelt und gestärkt werden? Differenzierung hier ist auch für die Medienpädagogik von Bedeutung!
- Thema Desinformation von zentraler Bedeutung im Zusammenhang mit HiN: Wer profitiert davon? Welche politischen Ziele stecken dahinter? Welche Akteure stehen dahinter und was ist ihre Motivation? Notwendigkeit von Wissen und der Vermittlung von Wissen
- Bedarf zu TikTok: Viele Fachkräfte nutzen das nicht oder kennen sich nicht aus, für ihre Zielgruppe ist es aber eine wichtige Plattform
- Wie umgehen mit rechten Gesinnungen und Haltungen unter Fachkräften? Dies könnte eine Herausforderung sein, der sich die politische Bildung in der kommenden Zeit häufiger stellen muss.
- Medienpädagogik kann nicht die Lösung für alles sein; diese Anforderung wird aber häufig an sie herangetragen.
- Fragen der Perspektive und Betroffenheit: Fachkräfte werden meist als Teil der Mehrheitsgesellschaft gesehen. Wie gut können Fachkräfte Diskriminierungen nachvollziehen, die selbst nie davon betroffen waren?
- Emotionalität vs. Fakten: Ehrenkodex unter Fachkräften, dass mit Fakten statt mit Emotionen gearbeitet und vermittelt wird – steht oft im Widerspruch zu den Tonalitäten auf Social Media und erschwert den Zugang – wir können oder dürfen „den Gegner nicht mit seinen eigenen Waffen schlagen“ – Anspruch an die eigene Arbeit
- Unterschiedliche Meinungen: Das Thema muss „raus aus den Klassenzimmern“ mit wenig Zeitkontingent und Schulklingel vs. der Notwendigkeit eines festen Schulfaches Medien