Forschungsdesign und Datengrundlage

Im Zeitraum von September bis November 2025 fanden insgesamt fünf Erprobungen der Praxismethoden in verschiedenen pädagogischen Kontexten statt. Die Methode „Gutes Miteinander im Netz“, die u.a. Grundemotionen thematisiert, wurde mit je einer Schulklasse der 3. oder 4. Klassenstufe (Grundschule) im Rahmen einer außerschulischen Kooperation in Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg erprobt. Die Rollenspielmethode „Cool Down“ wurde zunächst innerhalb eines Testlaufes mit Studierenden und medienpädagogischen Fachkräften einer Hochschule in Sachsen-Anhalt evaluiert und dann in einer zweiten Erprobung mit Schüler*innen der Klassenstufe 9 einer Integrierten Sekundarschule in Berlin angewandt. Die Durchführung erfolgte durch erfahrene medienpädagogische Fachkräfte und zum Teil durch die Autor*innen der Methoden selbst.

Durch ein Auswertungs- und Feedbackgespräch unmittelbar nach der Durchführung sowie durch eine schriftliche Befragung (Evaluation) analog bzw. digital mittels eines standardisierten Fragebogens wurden die Einschätzungen der Teilnehmenden eingeholt. Sie wurden zu ihrer affektiven Bewertung, ihren Erkenntnissen zu Hass im Netz und ihrem Kompetenzgewinn befragt. Die Befragung hatte einen Umfang von 12 Fragen, davon waren sechs Fragen offen gestellt, was den Teilnehmenden die Möglichkeit gab, in ihren eigenen Worten zu antworten. Mit 67 gültigen Fragebögen (49 zur Emotionen-Methode, 18 zum Rollenspiel) konnte die empirische Basis der Bedarfserhebung vergrößert werden, dennoch ist das Sample begrenzt und nicht repräsentativ. Bei der schriftlichen Teilnehmenden-Befragung zur Erprobung der Emotionen-Methode wurden nicht alle Fragebögen vollständig ausgefüllt, was vermutlich zeitliche Gründe hatte. Dies betrifft neun Fragebögen, also 23,68 % der befragten Kinder.

Um die Einschätzungen der Teilnehmenden zu ergänzen und um eine weitere professionelle Bewertung zum Erreichen der Lernziele einzuholen, wurde das anwesende pädagogische Personal (Lehrkräfte oder Sozialpädagog*innen) ebenfalls mit einem standardisierten Fragebogen befragt. Dieser enthielt neun Fragen, davon vier offene. Insgesamt wurden sieben gültige Fragebögen ausgewertet, davon drei zur Methode Grundemotionen und vier zur Rollenspielmethode. Neben Fragen zur affektiven Bewertung des Angebotes wurden die Fachkräfte um ihre Einschätzung gebeten, ob Lernziele erreicht wurden und wie sie das Angebot in Bezug auf Zielgruppen- und Lebensweltorientierung, Aktivierungspotenzial, Wissensvermittlung und Partizipation einschätzen. Ähnliche Fragen erhielten auch die (angehenden) pädagogischen Fachkräfte, die als Teilnehmende in der Gruppe Studierender (Rollenspielmethode) ihre Rückmeldungen abgaben. Sie wurden auch zu ihrem eigenen Erkenntnis- und Kompetenzgewinn für die Vermittlung der Thematik Hass im Netz an ihre Zielgruppe befragt. Sieben Fachkräfte nahmen an der Evaluation teil. Vier davon arbeiten mit der Zielgruppe junge Erwachsene sowie je eine mit den Zielgruppen Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Die Erkenntnisse zum Eindruck der teilnehmenden Fachkräfte von der Rollenspielmethode wurde ergänzt durch die Aufzeichnung des Auswertungsgespräches (teilstrukturierte Gruppendiskussion), das nach der Erprobung innerhalb einer Online-Sitzung stattfand. Dieses Gespräch wurde durch die pädagogische Fachkraft moderiert, die das Angebot zuvor umgesetzt hatte.

Um einen differenzierteren Einblick zu erhalten, ob und wie gut die Lernziele erreicht wurden und was Gelingensfaktoren und Änderungsbedarfe der Methoden sind, wurden die durchführenden Fachkräften befragt. Dabei konnten die Interviewpartner*innen entscheiden, ob sie ihre Antworten schriftlich oder mündlich geben möchten. In beiden Fällen wurden sechs offen gestellten Leitfragen gestellt. Insgesamt wurden diese Fragen sieben Mal beantwortet und ausgewertet. Zwei der Rückmeldungen wurden schriftlich beantwortet und fünf als Audioaufzeichnungen. Alle erhobenen Audiodaten wurden für die Auswertung transkribiert.

Die Auswertung des Materials (Interviews mit Teilnehmenden, durchführenden und weiteren pädagogischen Fachkräften sowie zwei Gruppendiskussionen) erfolgte anhand der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) und Kuckartz (2018). Ergänzend zu den Einschätzungen der pädagogischen Fachkräfte konnten die Praxiserprobungen beider Methoden mit je einer teilnehmenden Beobachtung begleitet und anhand von Feldnotizen dokumentiert werden. Die Erkenntnisse daraus erweitern die Einschätzungen der durchführenden und begleitenden Fachkräfte. Die Feldnotizen wurden mittels einer Kombination aus Grounded Theory (Strauss & Corbin, 1996) und Qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

Im Weiteren stehen die qualitativen Ergebnisse im Fokus der Auswertung und werden durch die Ergebnisse der quantitativen Daten flankiert.

Im Mittelpunkt der Evaluation stand die Frage: Wie schätzen Teilnehmende (Kinder und Jugendliche), Durchführende und pädagogisches Begleitpersonal die Qualität der entwickelten und erprobten Methoden ein? Welche Anpassungsbedarfe ergeben sich daraus? Im Detail ging es darum, die folgenden Unterfragen zu ergründen:

  • Werden die didaktischen und pädagogischen Lernziele der Methoden erreicht?
  • Wie können die Methoden weiterentwickelt werden?
  • Welche allgemeinen Erkenntnisse über Methodenkonzeptionen zum Themenfeld Hass im Netz können daraus gewonnen werden?

Mit der Auswertung von insgesamt fünf Praxiserprobungen ist das Forschungsdesign nicht repräsentativ und die Aussagekraft der Ergebnisse begrenzt. Dennoch lassen sich handlungsleitende Aspekte für die medienpädagogische Praxis ableiten, die im Folgenden anhand der Ergebnisse ausgeführt werden.

Kriterien und Kategoriensystem

Die Einschätzungen der Beteiligten zur Qualität der Methoden wurden anhand eines Kategoriensystems kodiert, das sich an etablierten Qualitätskriterien der Bildungsarbeit orientiert. Die affektive Bewertung der Teilnehmenden sowie der sie begleitenden pädagogischen Fachkräfte sollte einen grundsätzlichen Eindruck zum Gelingen der Methode und dem Spaß der Teilnehmenden vermitteln. Zusätzlich wurden methodisch-didaktische Kriterien wie Zielgruppenorientierung, Partizipationsgrad, Aktivierungspotenzial oder Art und Weise des Medieneinsatzes u.a. evaluiert. Die Beurteilung des Kompetenzzuwachses erfolgte sowohl anhand der Selbsteinschätzungen der Teilnehmenden als auch der Fremdeinschätzungen durch die pädagogischen Fachkräfte. Der Betrachtung von Medien- und Digitalkompetenz, die die Teilnehmenden durch das Angebot erlangen konnten, liegen die Dimensionen des Rahmenkonzeptes Digitales Deutschland (Digitales Deutschland, 2020) zugrunde. Folgende Dimensionen wurden unterschieden:

  • Instrumentell-qualifikatorische Dimension,
  • Kognitive Dimension,
  • Affektive Dimension,
  • Kreative Dimension,
  • Soziale Dimension sowie
  • Kritisch-reflexive Dimension von Medien- und Digitalkompetenz.

Neben dem Kompetenzerwerb auf Seite der Teilnehmenden wurden Kriterien der formalen Gestaltung des Konzeptes, wie des zeitlichen Rahmens und der Wirksamkeit im Sinne von Nachhaltigkeit, Zielerreichung und der Transfermöglichkeiten untersucht. Hinsichtlich der Workshop- und Begleitmaterialien beurteilten die durchführenden und teilnehmenden Fachkräfte außerdem die Qualität der Ausarbeitung und gaben Rückmeldungen zu deren Anpassungsbedarf. Die Auswahl der methodisch-didaktischen Qualitätskriterien erfolgte anhand von etablierten Konzepten der Medienpädagogik sowie von ausgewählten wissenschaftlichen Arbeiten (Rösch 2017; Seemann-Herz 2022).

Für die Analyse der empirischen Daten wurde ein methodisches Vorgehen gewählt, das die deduktive und induktive Kategorienbildung im Sinne der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) kombiniert. Diese Kombination ermöglicht eine theoriegeleitete Strukturierung des Materials bei gleichzeitiger Offenheit für neue, aus dem Material hervorgehende Aspekte.

Literaturverzeichnis

Digitales Deutschland: Rahmenkonzept (2020). JFF – Jugend Film Fernsehen e. V. Online verfügbar unter https://digid.jff.de/wp-content/uploads/2021/06/Rahmenkonzept_DigitalesDeutschland_Vollversion.pdf (zuletzt geprüft am 09.04.2025).

Kuckartz, U. (2018): Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung (4. Auflage). Weinheim, Basel: Beltz Juventa.

Mayring, P. (2010): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.

Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz.

Rösch, E. (2017). Aktive Medienarbeit. In B. Schorb, A. Hartung-Griemberg, & C. Dallmann (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik (6., neu verfasste Auflage, S. 9–14). kopaed.

Seemann-Herz, L., Kansok-Dusche, J., Dix, A. et al. (2022): Schulbezogene Programme zum Umgang mit Hatespeech – Eine kriteriengeleitete Bestandsaufnahme. Zeitschrift für Bildungsforschung 12, 597–614. Online verfügbar unter: https://doi.org/10.1007/s35834-022-00348-4 (zuletzt geprüft am 24.03.2025).

Strauss, A., & Corbin, J. (1996). Grounded Theory: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz.